Samstag, 9. Juni 2012

Magdeburg - Die wirklich ganze Geschichte

Magdeburg, Romantik 2.0 – Alles wird neu erfunden und Altes wird entsorgt, zweckentfremdet oder einfach nur verfremdet. David sucht Goliath, einen neuen Goliath ? Auf jeden Fall ist das Neue die Herausforderung, unsere Herausforderung. Eigentlich haben wir keine Ahnung von dem was wir machen, aber wir machen es … seit Samstag.





Am ersten Tag, wir kommen gegen 18:30 an einem leerstehenden Krankenhaus an. Meine Freundin hat eine Überraschung mit im Gepäck, Bier aus Berlin, mit der Ahnung, es wird in den nächsten Tagen nur lokale Kost geben. Und so kam es auch, in der Otto-Stadt scheint es nur das Hasseröder Premium Pils zu geben – jetzt mit 4,9 %, wow. Wir stoßen also auf die Ankunft an, auf das Abenteuer des Neuen, was uns bevorsteht. Die ersten beiden Nächte durften wir bei Lisa verbringen, eine der studentischen Organisatoren hier. Der Kulturanker ist, wenn ich es richtig verstanden habe, nämlich aus dem Studiengang Cultural Engineering hier in Magdeburg entstanden und alles scharrt sich um den Dozenten, netten Typ und scheinbaren Ruhepol des Ganzen, Karsten.
Lisas WG war ziemlich gut ausgestattet, ich würde zum jetzigen Zeitpunkt sagen, es war die gemütlichste Schlafgelegenheit bis jetzt. Nur die Anbindung zum Arbeitsplatz war ein wenig von Nachteil, aber ich möchte mich nicht beschweren, es sind eh nur Luxusprobleme, wenn überhaupt. In den ersten Tagen versucht man natürlich die ganze Wirkung dieser lustigen Szenerie hier erstmal wirken zu lassen, es hat halt wirklich etwas Abstraktes an sich hier. Von dieser Stimmung hier hab ich mich dann spontan anstecken lassen und zu Farbe und Spachtel gegriffen und die Leinwände entjungfert. Hannah hat sich auf ihren Raum eingelassen und ihn erstmal kennengelernt, so wie wir nach und nach die Leute vom Kulturanker kennengelernt haben und einige der Künstler. Es wurde harmonischer, gemeinschaftlicher, ja zum Teil sogar familiär, obwohl hier um die 200 Leute rumrennen, aber die sieht man kaum. Die Nacht vom Montag zum Dienstag dann der schöne, wirklich sehr schöne Altbau, in dem wir nächtigen durften, Problem, es gab nichts, aber auch gar nichts in diesem Haus, ach doch, das Klo mit [Gott sei Dank!] fließend Wasser. Als wir darauf den Morgen eher ungemütlich geweckt wurden, und zwar durch Rückenschmerzen und anderen Wehwehchen und Jammereien, sind wir zum Marius gekommen, der Nette ! Der Kaffee stand morgens schon bereit und musste nur noch ausgetrunken werden, die Stimmung war gut und wir fanden es Schade, ihn dann nach zwei Übernachtungen auch wieder verlassen zu müssen. Als nächstes kommen wir zu Moritz, dem Couch Surfer schlechthin in Magdeburg, so wurde uns berichtet. Moritz ist ein Kumpel von Marius, die beiden studieren zusammen, und ist auch ziemlich nett. Er kommt auch aus Berlin, ursprünglich aus'm Wedding meinte er.
Das alte Krankenhaus hat sich während unserer Odyssee der Wohnungssuche gut gefüllt gehabt, auch wir sind gut vorangekommen und haben den Stress außerhalb hier abstreifen können, hier haben die Probleme von 'draußen' keinen Platz finden können – nicht existent.
Ich hab Paul und Aaron kennengelernt, die beiden sind der Hammer, unkompliziert und sie retten permanent unseren Arsch hier, weil sie uns mit Werkzeugen und viel Humor bei Laune und im Rennen halten, Danke dafür, ihr Beiden !
So hängen und stehen hier minimalistische Arbeiten, aufwendige Figuren, Skulpturen oder Installationen, monochromatische Erzeugnisse auf Leinwand, Holz oder direkt auf die alten Hospitalwände, vielschichtige Bilder, die eine Reise durch verschiedenste physische, visuelle, aber auch inhaltliche Ebenen vollziehen.
Unsere letzte Wohnungs-Station war also bei Moritz, dem zweiten grünen VWLer, der im Stadtfeld wohnt, dem Prenzlauer Berg von Magdeburg. Eine übliche Studenten-WG halt, wir haben bequem genächtigt und gute Gesprächspartner in den Mitbewohnern gefunden ! Ach Mensch, und dann kam ja noch Hannahs Anhängsel in Form von Mutter und Schwester vorbei gejettet. Denen haben wir dann natürlich auch das Krankenhaus und die Ausstellung gezeigt, am Freitag war ja dann sowieso offizielle Eröffnung des Ganzen.
17 Uhr hat es angefangen, 16:45 Uhr waren wir fertig, aber auch nur, weil uns das Ordnungsamt noch einige Striche durch die Rechnung machen wollte, olé ! Dann sind wir zum Hotel geeilt, haben den Anhang abgeholt und auf traditionelle Art und Weise jene Eröffnung feuchtfröhlich begossen. Am Samstag nochmal ein Rundgang gemacht und einen Überblick verschafft über die 250 Künstler, oder waren es mehr, oder waren es weniger ? Durch Zufall haben wir dann im ehemaligen Innenhof des Krankenhauses die von uns schon stark umworbene Band My Sister Grenadine entdeckt, die gerade dabei waren sich warm zu singen und auf die doch ungewöhnliche Akustik vorzubereiten. Um 18 Uhr ging es letztendlich mit dem Zug Richtung Berlin, 7 Tage Magdeburg waren vorbei. Und während ich jetzt hier die letzten Zeilen von diesem in Etappen geschriebenen Text tippe, haben wir schon den nächsten Roadtrip nach Magdeburg auf dem Radar. Also so schnell werden wir die Otto-Stadt wohl nicht hinter uns lassen !

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